
Metallveredelung endet nicht mit dem letzten Tauchgang im Galvanikbad oder dem finalen Polierschritt. Ein oft unterschätzter, aber entscheidender Faktor für die Qualität veredelter Bauteile ist die Lagerung nach der Beschichtung. Denn selbst die beste Oberfläche nützt wenig, wenn sie falsch gestapelt, verpackt oder gelagert wird.
In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wie die richtige Lagerung Korrosion verhindert, mechanische Schäden vermeidet und langfristige Qualität sichert – von der Palettierung bis zur Lagerregal-Logistik.
Warum Lagerung ein kritischer Prozessschritt ist
Nach der Metallveredelung sind Bauteile oft besonders empfindlich:
- Galvanisierte Oberflächen können bei Restfeuchtigkeit korrodieren
- Pulverbeschichtete Teile sind an Kanten stoßempfindlich
- Hochglanzpolierte Werkstücke ziehen Staub und Kratzer förmlich an
Deshalb ist eine systematische Lager- und Verpackungsstrategie unerlässlich – sowohl für Veredlungsbetriebe als auch für Kunden, die die Teile weiterverarbeiten oder lagern.
1. Direkt nach der Veredelung: Schnelles Trocknen & richtige Erstverpackung
Schnelltrocknung gegen Flugrost
Gerade bei Zink-, Nickel- oder Chrombeschichtungen kann sich bereits in wenigen Stunden Flugrost bilden – insbesondere bei Restfeuchtigkeit. Warmlufttrockner oder Zentrifugen helfen, Feuchtigkeit restlos zu entfernen. Besonders bei Hohlkörpern oder komplexen Geometrien muss gezielt nachgetrocknet werden.
Antikorrosionsverpackung
Nach dem Trocknen sollten Teile sofort verpackt werden:
- Mit VCI-Folie (Volatile Corrosion Inhibitor)
- In PE-Beuteln mit Trockenmittel
- Zwischenlagen aus Korrosionsschutzpapier
Diese Verpackungen bilden eine schützende Atmosphäre gegen Sauerstoff und Feuchtigkeit – ein bewährter Standard, z. B. in der Automobilindustrie.
2. Palettierung: Fehler vermeiden bei Stapelung & Transportschutz
Vermeiden von Punktbelastung und Abrieb
Schlecht gestapelte Teile führen zu:
- Mikrokratzern auf Sichtflächen
- Verformungen bei dünnwandigen Werkstücken
- Kontaktkorrosion, wenn unterschiedliche Metalle ohne Trennung übereinanderliegen
Lösungen:
- Zwischenlagen aus Schaum, Karton oder Vlies
- Kunststofftrays mit Einzelkammern
- Aufsatzrahmen mit Abstandhaltern für gleichmäßige Lastverteilung
Fixierung gegen Bewegung
Bei lose liegenden Teilen auf Paletten kann es beim Transport zu Reibung kommen – besonders kritisch bei glänzenden oder pulverbeschichteten Oberflächen. Stretchfolien, Spanngurte oder passgenaue Formeinsätze sichern Bauteile gegen Bewegung.
3. Lagerbedingungen: Umgebungsklima und Lagerdauer
Temperatur und Luftfeuchtigkeit
Die Lagerhalle entscheidet über die Haltbarkeit der Beschichtung. Ideale Bedingungen:
- Temperatur: konstant zwischen 15–25 °C
- relative Luftfeuchtigkeit: unter 60 %
- keine direkte Sonneneinstrahlung oder Zugluft
Kondenswasser ist einer der Hauptverursacher für Korrosion – insbesondere bei Übergängen zwischen kalten Außenbereichen und beheizten Innenzonen.
Lagerdauer & „First in, First out“
Beschichtete Teile sollten nicht unbegrenzt lagern:
- Zinkschichten können mit der Zeit oxidieren (weißer Zinkrost)
- VCI-Produkte verlieren nach 6–12 Monaten ihre Wirkung
- Pulverbeschichtete Teile neigen bei Langzeitlagerung zur Vergilbung oder Versprödung
Deshalb: FIFO-Prinzip (First In, First Out) einhalten und regelmäßige Sichtkontrollen durchführen.
4. Kundenlagerung: Übergabe mit Schutzempfehlung
Viele Schäden entstehen nicht im Veredelungsbetrieb, sondern beim Kunden – z. B. durch unsachgemäße Lagerung in der Fertigung oder durch fehlerhafte Umverpackung.
Empfehlung: Geben Sie Ihren Kunden einfache Lager- und Handhabungshinweise mit:
- „Nicht stapeln ohne Zwischenlage“
- „Nur trocken und frostfrei lagern“
- „Vor Montage auf Kratzer prüfen“
Solche Hinweise verhindern Reklamationen und verbessern die Kundenzufriedenheit.
5. Zukunftsausblick: Smarte Lagerüberwachung für Oberflächenschutz
Immer mehr Unternehmen setzen auf digitale Lagerüberwachung:
- Sensoren zur Feuchtigkeitskontrolle in Palettenverpackungen
- Temperaturdatenlogger für den Warentransport
- QR-Codes mit Verfallsdatum des Korrosionsschutzes
Diese Lösungen helfen, sensible Oberflächen nachverfolgbar, sicher und normgerecht zu lagern – ein klarer Vorteil im Wettbewerb.
Fazit: Oberflächenschutz endet nicht am Galvanikbecken
Wer die Qualität seiner beschichteten oder veredelten Produkte sichern will, muss das Thema Lagerung professionell mitdenken. Vom ersten Handgriff nach dem Trocknen bis zum Platz im Hochregal kann viel schieflaufen – oder alles richtig laufen.
Mit kluger Verpackung, sorgfältiger Palettierung und kontrollierten Lagerbedingungen schützen Sie Ihre Arbeit, senken Reklamationen und sorgen für zufriedene Kunden – bis weit über den Veredelungsprozess hinaus.